Mobbing am Arbeitsplatz

Mobbing am Arbeitsplatz

Was Du über Mobbing als eine Form der Aggression am Arbeitsplatz wissen musst

Vor kurzem entstand auf einem Seminar die Diskussion um das Thema Mobbing. Das der Begriff inflationär verwendet werde. Jeder Streit gleich als Mobbing ausgelegt wird und nicht selten eine Krankmeldung zur Folge habe. 

Was ist denn jetzt eigentlich Mobbing am Arbeitsplatz genau?

Mobbing am Arbeitsplatz ist eine Form der feindlichen Aggression am Arbeitsplatz mit dem Ziel, einen Menschen gezielt zu schädigen und zu  verletzen. Sie geschieht durch regelmäßiges und wiederholtes Schikanieren und Tyrannisieren.  Oft wird durch eine Gruppe von Mitarbeitenden gelegentlich auch von Einzelpersonen gezieltes Mobbing ausgeübt,  indem z.B.:

  • wichtige Informationen zum Schaden des Betreffenden bewusst vorenthalten werden. 
  • der Betroffene ignoriert wird.
  • gezielt Lügen über die Person gestreut werden.
  • die Person wird ausgegrenzt, ignoriert und wie "Luft" behandelt wird.
  • sie lächerlich vor den Kollegen gemacht oder so gar gezielt gequält wird.

Oft beteiligen sich Kollegen an den Schikanen und Tyrannisierungen aus Angst. Sie befürchten sonst ebenfalls ins Schussfeld der Mobber zu geraten und die feindseeligen Aktionen auch gegen sie gerichtet werden. Unglücklicherweise gibt es , wo Menschen miteinander arbeiten, immer wieder Konstellationen, wo Mitarbeitende einander nicht  "grün" sind. Anstatt jedoch sich einfach auf den inhaltlichen Aspekt der Arbeit zu konzentrieren, diese in den Focus zu stellen und am gemeinsamen Ziel zu arbeiten, beginnt der Mobber den Betroffenen einzuschüchtern und zu belästigen. Der Mobber will sich selbst und anderen beweisen, dass er die bessere und stärkere Person ist. Er wettert gegen den Betroffenen und versucht andere, in seine Intrigen mit einzubinden. Diese Gruppe bestärkt sich schließlich gegenseitig. 

Das eigene Selbstwertgefühl wird aufgewertet, indem andere gezielt abgewertet werden. Zur Krönung wird mit den Mobbingaktionen auch noch geprahlt. Nicht selten wird die Absicht verfolgt, dass der Betroffene gefeuert wird. Oder durch die Belästigungen so verzweifelt ist und sich nicht mehr anders zu helfen weiß, als selbst zu kündigen. 

Wie beginnt Mobbing?

Ein Mobber am Arbeitsplatz war oft schon sein ganzes Leben ein Tyrann. Er klärt Konflikte, indem er Menschen ausgrenzt. Es ist sein Mechanismus, um mit unangenehmen Situationen und anders denkenden Menschen umzugehen. Eine Konfliktklärung durch Gespräche kommt ihm gar nicht in den Sinn, weil er es nicht gelernt hat.  Es würde auch bedeuten, dass er seinem Gegenüber auf "Augenhöhe", partnerschaftlich begegnen würde.  Doch leider hindert ihn oft sein eigenes geringes Selbstwertgefühl daran.

Ein Mobber hat das Gefühl, dass er nur als wertvoll und stark angesehen wird, wenn er andere Menschen schwach oder schlecht aussehen lässt. Indem er sie abwertet, glaubt er sich selbst aufwerten zu können. Der Mobber gewinnt Selbstwertgefühl und Kraft  aus der Angst und der Verlegenheit, die er verbreitet. Die "Hab-Acht-Stellung" die andere schlagartig einnehmen, wenn er den Raum betritt, verleiht ihm ein Gefühl von Macht.  Er glaubt fälschlicherweise, dass andere ihn respektieren und achten, dabei haben sie nur Angst vor ihm.  Dieses lebenslange Verhaltensmuster  zieht sich dann auch in seine Arbeitswelt.

 

Die Masse schließt sich dem Mobber, wie schon gesagt aus Angst ebenfalls gemobbt zu werden, an. Sie wissen das der Betroffene schwach ist und nicht die innere Stärke hat, sich erfolgreich zu wehren. Daher stellen sie sich auf die Seite des "stärkeren" Mobbers oder dulden zumindest seine Übergriffe.  Sie wähnen sich in der trügerischen Sicherheit, dass sie solange sie auf der Seite des Mobbers stehen, nicht selbst ins Visier seiner Aggressionen geraten.  Meistens hat die Masse Mitgefühl für den Betroffenen, aber sie fühlen sich selbst zu schwach, um dem Mobbing Opfer irgendwie zu helfen.

Wie läuft Mobbing am Arbeitsplatz ab?

Zitat von Roberkeller: Der Mörder sticht dem Opfer in die Kehle. Der Mobber sticht dem Opfer in die Seele.
Der Mörder sticht dem Opfer in die Kehle. Der Mobber sticht dem Opfer in die Seele. © Robert Keller

Die häufigste Form von Mobbing am Arbeitsplatz beinhaltet die Sabotage der Arbeit des Betroffenen, regelmäßiges Beschämen des Betroffenen in der Gegenwart anderer und  unverblümte verbale Beleidigungen.  Der Mobber mag auch subtiler vorgehen. Er zeigt unterschwellig, passiv aggressive Verhaltensweisen mit dem Ziel, dem Betroffenen Schwierigkeiten zu bereiten oder blöd aussehen zu lassen, ohne jedoch selbst als Verantwortlicher erkannt zu werden. Hier einige Beispiele für die typischsten Mobbing Aktionen:

 

1. Gerüchte  und Unwahrheiten in die Welt setzen mit dem Ziel , den Ruf  zu schädigen.

 

2. Falsches Bewerten von Leistungen, indem die Arbeitsleistung  falsch beurteilt wird oder kleine Fehler zu Katastrophen aufgebauscht werden. Der Betroffene wird als unfähig abgestempelt.

 

3. Sticheleien und Hänseleien, um zu provozieren und zu schikanieren oder ganz offene Beleidigungen. Gerne auch in Abwesenheit des Betroffenen.

 

4. Vorenthalten zentraler Informationen oder Arbeitsmaterialen, so dass der Betroffene seine Arbeit nicht mehr korrekt ausführen kann und sich die Fehlerwahrscheinlichkeit häuft.  

 

5. Massive unsachliche, respektlose und nicht konstruktive Kritik mit dem Ziel zu schikanieren und zu entwerten.

 

 

6. Bewusste Ausgrenzung in Bezug auf soziale Kontakte. Er wird wie Luft behandelt, Gespräch verstummt usw..

 

 

 Wenn der Betroffene dann doch die innere Stärke beweist und sich beim Vorgesetzten über den Mobber beschwert, können nicht selten die Mobbing Aktionen nicht ausreichend bewiesen werden und erscheinen haltlos.

 

 

 

Das tragische an der Situation ist,  die gescheiterten Klärungsversuche in Gegenwart des Chefs sind aufreibend und  bestätigen den Mobber, da es schwer ist ihm etwas nachzuweisen, wie so "schlau" er doch ist.  Hinzu kommt, dass der Chef allmählich beginnt, das Mobbing Opfer kritisch zu sehen. Der Mobbing Betroffene entwickelt sich aus Chefsicht zur Störquelle und wird als "Troublemaker" abgestempelt.  Dies verstärkt sich zunehmend, da der Mobber die Masse anstachelt, dem Betroffenen Fehler nachzuweisen und ihn ebenfalls beim Chef anzuschwärzen. Dies erzeugt zusätzlichen Druck und der Gemobbte muss ständig auf der Hut sein, um sicher zu stellen, dass seine Arbeit fehlerlos ist und er keinen Anlass zu einer weitere Hetzjagd gegen ihn gibt.

 

All diese Aktionen fordern vom Betroffenen einen hohen Preis. Die permanente Angst und der innere Konflikt, es auf der einen Seite nicht mehr aushalten zu können und auf der anderen Seite den Job zu brauchen, um leben zu können. 

 

Mobbing: Fakt ist!

Fakt ist, andere nieder zu machen ist kein Zeichen von Stärke, sondern ein Zeichen von Schwäche und geringem Selbstwertgefühl, das aufpoliert werden soll, indem andere nieder gemacht und entwertet werden. 

 

Mobbing selbst ist nicht strafbar. Die Verletzung der Persönlichkeit sehr wohl. Die wird im Grundgesetz zu gesichert.

 

Im Grundgesetz steht im Artikel 1:

 

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

 

Und im Artikel 3:

 

Alle Menschen sind gleich.

 

Das müssen wir alle berücksichtigen und uns daran halten. Das bedeutet, wenn wir im Alltag beobachten, dass jemand in seiner Menschenwürde verletzt wird, sind wir gefordert etwas dagegen tun. Wir alle!

Was kann jetzt der Betroffene im Mobbing Fall tun?

Leider gibt es kein Patentrezept für Mobbing Situationen, aber was auf jeden Fall wichtig ist, dass der Betroffene sich auf jeden Fall Unterstützung sucht.

Hier einige Möglichkeiten:

 

1. Wende Dich an einen Kollegen oder eine Kollegin, die nicht an dem Konflikt beteiligt ist. Allein schon das Gespräch über die Situation kann enorm entlasten.  Und das Gefühl nicht mehr alleine dazustehen, kann Dich für die nächsten möglichen Schritte stärken.

 

2. Führe ein Mobbing Tagebuch, so kannst Du die Übergriffe chronologisch belegen und aufzeigen, wie lange die Übergriffe schon stattfinden. Auch vor Gericht, falls es dazu kommen sollte, hat das Mobbing Tagebuch eine große Bedeutung. Mögliche Inhalte:

  • wer
  • wann
  • was
  • wie lange
  • wo
  • mögliche Zeugen
  • Auswirkungen.

3. Moderne Betriebe haben Konfliktbeauftragte, an die Du Dich vertrauensvoll wenden kannst. Oder nehme Kontakt zum Betriebsrat bzw. der Mitarbeitervertretung auf. Auch die Gewerkschaft kann eine gut Anlaufstelle sein.

 

4. Inzwischen gibt es Beratungsstellen, die sich auf die Beratung von Mobbing Opfern spezialisiert haben und Dich unterstützend begleiten, schau einfach mal im Internet nach, wen es da in Deiner Gegend so gibt.

 

5. Auch ein Coach oder Psychologe kann Dich unterstützen und Dich mit hilfreichen Gesprächen bei der Suche nach Lösungen unterstützen, so dass die Mobbing Situation Dich nicht auch noch körperlich oder psychisch krank werden lässt.

 

6. Und weil Mobbing keine Seltenheit ist, gibt es auch zahlreiche Mobbing Selbsthilfegruppen, in denen sich Betroffene gegenseitig unterstützen und gemeinsam nach Lösungen suchen.

 

7. Auch das Aufsuchen eines Anwalts, der sich auf Mobbing Situationen spezialisiert hat, ist ein möglicher Schritt.

Fazit: Mobbing ist eine ernst zunehmende Situation. Der Mobber versucht sein eigenes angeschlagenes Selbstwertgefühl und seine mangelnde soziale Kompetenz durch die Abwertung anderer Menschen aufzupolieren. Mobbing ist kein Zeichen von Stärke  sondern für Schwäche! Der beste erste Schritt aus einer Mobbing Situation heraus ist, sich so schnell wie möglich soziale Unterstützung zu holen und die Mobbing Situation öffentlich zu machen.

Wer ist ich bin?

Ich bin Cornelia Ahlers. Seit über 30 Jahren bin ich Profi im Bereich psychosoziale Gesundheit. Als erfahrene Therapeutin, Gesundheitscoach und Trainerin mit ca. 5000 Kursen/Seminaren und 8000+ Coaching-/Therapiestunden unterstütze ich engagierte Privatpersonen und Unternehmen zum Thema „agieren statt reagieren - gesund sein und gesund bleiben“. Ich helfe Menschen, ihre innere Kraft zu stärken, um aus schwierigen Zeiten gestärkt hervor zu gehen. Meine Seminare und Beratungen basieren auf erfolgreichen und praxiserprobten Konzepten und spiegeln meine Vielseitigkeit sowie mein fundiertes Wissen wieder. Ich runde meine Arbeit gerne mit einer guten Portion Humor und Herzlichkeit ab.

Ich lebe im Grünen, „mitten auf nem Acker“  im schönen Niedersachsen zwischen Osnabrück und Oldenburg. Und wenn ich nicht gerade im Seminar bin,  lasse ich es mir in der Natur, am Meer oder auf meiner silbernen Kawasaki Mean Streak gut gehen J

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Kommentare: 2
  • #1

    Sylvia Tornau (Montag, 21 Juni 2021 20:41)

    Eine gute und hilfreiche Zusammenfassung. Das Mobbing-Tagebuch ist ein wichtiges Dokument, auch in Hinblick auf die Selbstzweifel die entstehen. Wenn ich weiß, dass mir wichtige Informationen für ein Projekt fehlten, muss ich meine Arbeit nicht in Frage stellen, weil ich sie so gut ich konnte erledigt habe. Ergänzend würde ich noch hinzufügen, dass es auch Mobbing auf verschiedenen Ebenen gibt (von oben nach unten, von unten nach oben (trifft meist die mittlere Leitungsebene), aber das ist dann sicher ein ganz eigener Blogartikel. Die Wege sind andere, aber die Wirkung ähnlich wie Mobbing auf einer Ebene.

  • #2

    Cornelia Ahlers (Montag, 21 Juni 2021 21:42)

    Liebe Sylvia,
    ja es stimmt Mobbing hat viele Gesichter und es wird sicherlich noch viele Blogartikel benötigen, um sie alle zu erfassen. Da hast Du auf jeden Fall recht. Und die Bandbreite und mögliche Ebenen sind vielschichtig. Gemeinsam ist allen, dass Mobbing krank macht und unglaubliches Leid verursacht. Ein Weg daraus ist sicherlich, sich Unterstützung zu holen und sich und seiner Wahrnehmung zu vertrauen. Manchmal ist gerade das schwierig für Mobbing Opfer, weil es ihnen oft schwer fällt, sich selbst zu vertrauen, sich selbst wichtig zu nehmen, sich abzugrenzen und für sich selbst einzustehen. Aber vielleicht ist ja gerade die Mobbing Situation, die Herausforderung die es braucht, um hier über sich hinaus zu wachsen.